Behandlungsschwerpunkte der Linden Tagesklinik

In der Linden Tagesklinik wird ein breites Spektrum von psychischen Erkrankungen behandelt. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf Stressfolgeerkrankungen. Kontraindikationen stellen akute Krankheitszustände dar, welche eine stationäre Aufnahme notwendig machen. Dazu zählen u. a. akute Psychosen, akute manische Episoden, vorhandener Substanzkonsum, Demenz und akute Suizidalität.

Wir behandeln:

Burnout und Stressfolgeerkrankungen

Das Burn-out-Syndrom geht mit einer Vielzahl von Symptomen einher. Zentral ist hierbei ein Zustand der mentalen und physischen Erschöpfung. Diese Erschöpfung und sogenannte vegetative Stresssymptome entstehen meist durch eine hohe Stressbelastung und die damit einhergehende Überforderung am Arbeitsplatz. Dieser Zustand hält mehrere Wochen oder auch Monate an und führt häufig zu einer Leistungsminderung. Das Erschöpfungsgefühl bildet sich nicht in kurzen Erholungsphasen zurück. Als Folge dieses chronifizierten Stresses kann es sowohl zu psychischen als auch physischen Erkrankungen kommen, z. B. Depression, Angststörungen, Tinnitus oder Bluthochdruck. Körperlich zeigt sich Burn-out durch anhaltende Müdigkeit, ein Gefühl der Schwäche, Mangel an Energie, Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden und/oder Schwindel.

Auch Gefühle der Hoffnungslosigkeit und inneren Leere können auftreten, sowie Ärger und Niedergeschlagenheit. Die Gedanken kreisen um die eigene geringe Leistungsfähigkeit, verminderte Konzentrationsfähigkeit sowie negative Erwartungen an den Beruf, die eigene Lebensgestaltung, die eigenen Person und die Zukunft. Soziale Interaktionen mit anderen Menschen werden als Belastung erlebt, was wiederum häufig zu sozialem Rückzug führt.

Behandlung von Burn-out

Im Vordergrund stehen die Verminderung und der Umgang mit der dauerhaften Stressbelastung. In der Therapie erarbeiten wir zunächst gemeinsam die individuellen Bedingungen zur Entstehung und Aufrechterhaltung des Burn-outs. Daran anknüpfend verändern wir stressfördernde Einstellungen, Motive und Bewertungen und verringern dadurch das Auftreten von Stressreaktionen. Wir arbeiten ressourcenorientiert mit Ihnen daran, Ihr individuelles Stresserleben zu reduzieren, und Sie lernen, besser mit den Belastungen des (Berufs-)Alltags umzugehen.

Allgemeine Ziele der Therapie sind:

  • Änderung dysfunktionaler Einstellungen, Motive und Bewertungen
  • Erarbeitung günstiger Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stressoren am Arbeitsplatz
  • Erkennen und Nutzen von Ressourcen zur Entlastung am Arbeitsplatz
  • Aufdecken des eigenen Leistungsmotivs und möglicher Konflikte
  • Relativieren der eigenen Ansprüche und Schaffen einer realistischen Einschätzung der Leistungsfähigkeit
  • Akzeptanz der eigenen psychischen und physischen Belastbarkeitsgrenze

Akute Krisen und Anpassungsstörungen

Der Verlust des Arbeitsplatzes, die Trennung von einem Lebenspartner oder der Verlust einer geliebten Person, eine schwere Krankheit oder ein Unfall – all dies sind Krisensituationen, die eine Anpassung erfordern. Aufkommende negative Emotionen sowie Gedanken müssen bewältigt und verarbeitet werden. Übersteigt eine Krisensituation die individuellen Bewältigungsressourcen, kann daraus eine Anpassungsstörung werden. Sie zeigt sich in depressiven Symptomen, Ängsten, Sorgen, Anspannung, Ärger, Gereiztheit oder auch vermehrten Wutausbrüchen.

Die Entwicklung einer Anpassungsstörung in Reaktion auf ein belastendes Ereignis wird durch verschiedene Faktoren bedingt. Persönlichkeitseigenschaften, individuelle Lernerfahrungen und soziale Ressourcen stehen in Wechselwirkung zueinander und beeinflussen, wie die Belastung verarbeitet wird. Der Bewältigungsprozess umfasst die Bewertung und Interpretation des belastenden Ereignisses und seiner Konsequenzen. Hierdurch entsteht zum einen eine emotionale Reaktion wie etwa Angst, Trauer oder Ärger, zum anderen eine physiologische Reaktion wie zum Beispiel Nervosität, Blutdruckanstieg und hormonelle Veränderungen.

In der Folge wird ein Bewältigungsverhalten ausgelöst, um die emotionalen und physiologischen Reaktionen zu regulieren. Sind diese Bewältigungsstrategien negativ oder nicht ausreichend, beinhalten sie beispielsweise ein übermäßiges Sich-Sorgen, Grübeln, Verdrängen der Konsequenzen des Ereignisses oder einen übermäßigen Konsum von Alkohol und Drogen, dann wird das belastende Ereignis als bedrohlicher wahrgenommen als es ist. Hierdurch werden das Ereignis und die daraus resultierenden Konsequenzen emotional noch schwerer genommen, was wiederum zu negativen Bewältigungsstrategien führt. So entwickelt sich ein Kreislauf, der in einer Anpassungsstörung mündet.

Behandlung

Da eine Anpassungsstörung sehr unterschiedliche Symptome mit sich bringen kann, beinhaltet auch die therapeutische Behandlung unterschiedliche Methoden. Insgesamt wird versucht, Ihnen neue Bewältigungsmöglichkeiten für Ihre individuelle Problemlage zu vermitteln und dadurch Ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugung (d. h. die Überzeugung, neue oder schwierige Anforderungen aufgrund eigener Kompetenzen bewältigen zu können) bzw. Ihr Kontrollerleben zu stärken. Wir geben Ihnen Strategien an die Hand, damit Sie mit Ihren individuellen Anforderungen und Belastungen umgehen können, und schulen Sie in geeigneten Methoden zur Stressbewältigung und Entspannung. Ein Beispiel dafür sind sogenannte achtsamkeitsbasierte Stressreduktionsmethoden.

Allgemeine Ziele der Therapie sind:

  • Ergründung von Ursachen der Problematik und Störungen des Wohlbefindens
  • Biografische Einbettung der belastenden Ereignisse
  • Ausarbeiten eines Störungsmodells
  • Reduktion der vorliegenden Symptome unter Einbezug der persönlichen Ressourcen und kognitiven Methoden
  • Entwicklung neuer Zukunftsperspektiven und Pläne

Depression

Fast jeder war schon einmal in einer schlechten Stimmung oder einem Tief oder hatte keine Lust mehr auf Unternehmungen. In den meisten Fällen handelt es sich um normale Reaktionen auf belastende Ereignisse, erhöhten Stress oder auch negative Gedanken. Eine klinische Depression zeichnet sich hingegen dadurch aus, dass das Stimmungstief und die Antriebslosigkeit über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen andauern. Das macht es schwer, die einfachsten Tätigkeiten auszuführen. Die Anforderungen des Alltags können nur mit viel Mühe bewältigt werden. Im Extremfall überwältigt das psychische Leiden Betroffene über Monate oder sogar Jahre hinweg und hindert sie daran, das eigene Leben zu genießen und Freude zu empfinden. Die Lebensqualität ist dadurch beträchtlich eingeschränkt. Wie genau sich die Depression äußert, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich: Der Symptomkomplex reicht von Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit über Gefühllosigkeit und Selbstzweifel bis hin zu motorischer Verlangsamung oder Unruhe.

Die Symptome einer Depression können verschiedenen Ebenen zugeordnet werden: der emotionalen, kognitiven, körperlichen und der Verhaltensebene. Auf emotionaler Ebene finden sich Symptome wie extreme Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, innere Leere, Schuldgefühle, Gefühle der Wertlosigkeit, aber auch Gereiztheit, Angst, Wut und Nervosität. Häufig haben die Betroffenen kein Interesse oder keine Freude an Aktivitäten, auch die Spontanität und das sexuelle Interesse können nachlassen.

Auf der Verhaltensebene äußert sich eine Depression zum Beispiel durch verlangsamte, zögerliche und schwunglose Bewegung. Dies zeigt sich auch in der Sprache, die sowohl leise als auch monoton wirkt. Zusätzlich können psychomotorische Unruhe, Entscheidungsschwierigkeiten und übermäßiges Grübeln auftreten.

Auf der kognitiven Ebene zeigt sich eine Depression beispielsweise in einem negativen Selbstbild, starker Selbstkritik und Selbstvorwürfen sowie in einer negativen Zukunftssicht und im Gefühl, die Kontrolle über die eigenen Lebensumstände zu verlieren. Auch Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten sind kognitive Symptome einer Depression.

Auf der körperlichen Ebene können Kopfschmerzen, Verstopfung, Benommenheit, Appetit- und Schlafstörungen sowie Kreislaufbeschwerden, Schmerzen in der Herzgegend, Atemnot, Gelenk- und Muskelschmerzen und Hitzewallungen auftreten.

Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. Jedes Jahr leiden zwölf Prozent der Bevölkerung an einer depressiven Störung. Im Laufe ihres Lebens erkranken ca. 19 Prozent der Deutschen an einer Depression, Frauen (25 Prozent) sind dabei weitaus häufiger betroffen als Männer (zwölf Prozent). Eine depressive Störung tritt häufig in Phasen (sogenannten Episoden) auf, die ohne Behandlung meist sechs bis acht Monate anhalten. Es ist selten, dass es bei einer einzigen depressiven Episode bleibt. In 60-75 Prozent der Fälle kommt es zu weiteren Episoden.

Behandlung

Bei der Behandlung einer Depression geht es nicht nur darum, die Symptome in der akuten Episode zu verringern. Ebenso zielt sie darauf ab, das Stimmungsniveau nach dem Abklingen der depressiven Episode zu erhalten (Erhaltungstherapie) sowie weiteren Episoden vorzubeugen (Prophylaxe). In der Therapie erarbeiten wir gemeinsam, welche individuellen Verhaltensweisen und Denkmuster Ihre Depression aufrechterhalten und verstärken. Ein weiterer zentraler Punkt der Behandlung ist das Erlernen eines positiven und produktiven Umgangs mit negativen, stressbelastenden Situationen sowie deren Abbau. Ebenso wichtig ist der Aufbau von positiven Aktivitäten. Die Veränderung der Verhaltens- und Bearbeitungsweisen wird durch spezielle Übungen erreicht. Diese Übungen erlernen Sie unter Anleitung Ihres Therapeuten und führen sie anschließend auch zu Hause durch. In den Sitzungen werden die Erlebnisse dann gemeinsam besprochen und aufgearbeitet.

Unsere Therapieziele bei Depressionen sind:

  • Verstehen der eigenen Situation und der Erkrankung
  • Symptome der Depression in den Griff bekommen und positiv wirkende Aktivitäten aufbauen
  • Veränderung der negativen Denk- und Verarbeitungsmuster
    • Erkennen von negativen, automatisierten Gedanken sowie des Zusammenhangs von Denken, Fühlen und Handeln
    • Lernen, die negativen Gedanken und depressionsverstärkende Überzeugungen, realistisch einzuschätzen und zu ändern
  • Aufbauen von positiven Verarbeitungs- und Handlungsmustern
  • Aufbau oder Verbesserung von sozialen Fertigkeiten
  • Aufarbeiten von belastenden Ereignissen in der Vergangenheit
  • Erarbeiten einer realistischen Zukunftsperspektive

Ängste

Angst ist eine oft sinnvolle Emotion: Sie wirkt aktivierend in Situationen, in denen eine Gefahr droht, unsere Ziele gefährdet sind oder unser Selbst bedroht wird; außerdem veranlasst sie uns zu Verhaltensweisen, die negative Konsequenzen abwenden. Allerdings können das Gefühl ständiger Angst oder zu leicht ausgelöste Angstgefühle zu weitreichenden Beeinträchtigungen der Lebensführung führen.

Die Symptome einer Angststörung können dabei vielfältig sein und verschiedene Ebenen betreffen. Körperliche Symptome äußern sich in Herzrasen, Schwitzen, einer Beschleunigung des Atems oder Zittern. Außerdem kann es zu einer Einengung der Wahrnehmung auf die gefahrenrelevanten Reize, einer Einengung des Denkens sowie zu selektivem Lernen und Erinnern kommen. Neben dem Gefühl der Angst spüren Betroffene auch Nervosität oder zeigen Einschränkungen im Fühlen. Typischerweise setzt dann ein ausgeprägtes Flucht- bzw. Vermeidungsverhalten ein: Aus Angst beginnt die Person, bestimmte Situationen oder Objekte zu vermeiden.

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. Im Laufe eines Jahres leiden rund zwölf Prozent der Bevölkerung in Deutschland an einer Angststörung (Statistisches Bundesamt, 2004). Sie tritt bei Frauen etwa doppelt so häufig auf wie bei Männern.

Formen der Angst

Zu den Angststörungen zählen Phobien, die Panikstörung, die Agoraphobie und die generalisierte Angststörung.

Phobien

Eine Phobie beschreibt eine anhaltende und übertriebene Angst vor bestimmten Objekten (z. B. Blut, Tiere) oder Situationen (z. B. in einer Menschenmenge sein, vor einer Gruppe sprechen). Der Gedanke daran löst intensive Angstgefühle aus. Das Herz klopft schneller, Nervosität breitet sich aus, Schweiß wird vermehrt abgesondert und die Muskeln spannen sich an. Damit diese Gefühle nicht ausgelöst werden, vermeiden die Betroffenen häufig das, wovor sie sich fürchten. Dies führt meist dazu, dass die persönliche, berufliche oder soziale Rollenerfüllung stark beeinträchtigt wird.

Panikstörung

Steigert sich eine Angstreaktion in eine überwältigende Panik mit dem Gefühl zu sterben, verrückt zu werden oder die Kontrolle zu verlieren, sprechen wir von einer Panikattacke. Hierbei treten vor allem körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot, Schwindel, Benommenheit, Schwitzen, Brustschmerzen und ein Engegefühl in der Brust auf. Diese Symptome können bis zu 30 Minuten anhalten. Treten die Panikattacken wiederholt und ohne ersichtlichen Auslöser auf, handelt es sich um eine Panikstörung. Eine Panikstörung geht mit einer großen Angst einher, eine weitere Panikattacke zu erleiden. Dies wiederum führt zu einer deutlichen Verhaltensänderung. Meist werden Orte gemieden, die mit einem Panikanfall in Verbindung gebracht werden oder in denen eine Flucht schwierig und Hilfe nur schwer zu erhalten wäre. Wenn Betroffene ein solches Vermeidungsverhalten verallgemeinernd auf eine Vielzahl von Orten ausweiten, führt dies zu einer starken Einschränkung bis hin zur Unfähigkeit, das Haus zu verlassen.

Agoraphobie

Von einer Agoraphobie wird gesprochen, wenn Menschen alltägliche Situationen meiden oder nur unter starker Angst durchstehen. Beispiele für solche Situationen sind: allein das Haus verlassen, in einer Menschenmenge oder auf einer Brücke sein, mit der Bahn, dem Bus oder dem Auto fahren. All diese Situationen zeichnen sich dadurch aus, dass im Falle einer Panikattacke die Situation nur schwer oder nur mit Scham verlassen werden kann und keine Hilfe zur Verfügung steht. Um eine gefürchtete Situation durchzustehen, entwickeln Betroffene typischerweise Sicherheitsverhaltensweisen, wie z. B. ein Beruhigungsmittel einzunehmen oder auf einer Begleitung zu bestehen.

Generalisierte Angststörung

Die generalisierte Angststörung zeichnet sich dadurch aus, dass nicht nur ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Situation gefürchtet wird, sondern sich die Angst oder Besorgnis auf mehrere Lebensbereiche bezieht (zum Beispiel Arbeit, Ehe und Finanzen). Besteht diese umfassende Besorgnis seit mindestens sechs Monaten an den meisten Tagen, dann wird von einer generalisierten Angststörung gesprochen. Betroffenen gelingt es nur schwer, Kontrolle über ihre Besorgnis zu erlangen. Die Sorgen führen zu Rastlosigkeit, leichter Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Muskelspannung und Schlafstörungen.

Behandlung

Bei der Behandlung von Angststörungen ist es besonders wichtig, die Vermeidung von angstbesetzten Situationen abzubauen, denn diese Vermeidung erhält die Angst aufrecht und führt häufig zu Einschränkungen im Alltag.

In der Therapie besprechen wir zunächst, wie Ihre Ängste entstanden sind und wodurch sie aufrechterhalten bzw. verstärkt werden. Anschließend setzen wir uns intensiv mit Ihren Ängsten auseinander. Außerdem erarbeiten wir mit Ihnen Methoden und Übungen, um Ihre Grundanspannung zu senken. Durch sogenannte Expositionsübungen, die wir zunächst gemeinsam behutsam vorbereiten, helfen wir Ihnen, die angstauslösenden Situationen aufzusuchen und sich in diesen wieder angstfrei bewegen zu können.

Damit Sie Ihre Bewegungsfreiheit und Lebensqualität im Alltag wiedererlangen, beschäftigen wir uns daher unter anderem mit:

  • Der Vermittlung eines plausiblen Erklärungsmodells der Entstehung sowie Aufrechterhaltung der jeweiligen Angst
  • Der Relativierung der Angst
  • Der Identifizierung von wiederkehrenden und ungünstigen Gedanken und Erarbeitung alternativer Betrachtungsweisen
  • Dem Abbau des Vermeidungsverhaltens
  • Der Rückfallprophylaxe

Zwangsstörungen

Zwänge treten in vielfältigen Formen auf, z. B. als Ordnungszwang, Waschzwang oder Zwangsgedanken. Doch sie alle haben eines gemeinsam: aufdringliche Gedanken, die negativ bewertet werden, Angst machen, die Sicherheit einer Situation in Frage stellen und weitere Gedanken oder Handlungen provozieren. Häufig fehlt es nicht an eigener Einsicht in die Unsinnigkeit, sich beispielsweise mehrmals hintereinander die Hände zu waschen oder alles zählen zu müssen. Trotzdem können die Leidenden den täglichen Kampf mit sich selbst nicht gewinnen. Ihr Alltag und ihre Lebensqualität werden durch die Zwangsstörung stark eingeschränkt. Der Verlauf der Erkrankung ist weitgehend chronischer Natur. Spontanremissionen sind sehr selten und die Störungsdauer ist lang. Die meisten Betroffenen berichten von Intensitätsschwankungen in der Symptomatik, jedoch nicht von symptomfreien Zeiten. Meist wird eine Verschlechterung der Symptomatik durch eine hohe Stressbelastung verzeichnet. Zusammen mit einer Zwangsstörung treten häufig Phobien oder Depressionen auf, aber auch Substanzmissbrauch als Konsequenz von Selbstmedikation. Im Laufe ihres Lebens erkranken derzeit ca. zwei bis drei Prozent der Bevölkerung an einer Zwangsstörung. Die Zwangsstörung ist nach Phobien, Depressionen und Suchterkrankungen die vierthäufigste psychische Störung.

Formen von Zwängen

Waschzwang und Reinigungszwang

Betroffene, die unter einem Wasch- bzw. Reinigungszwang leiden, verspüren in der Regel Ängste oder Ekel beispielsweise vor Schmutz, Verunreinigung, Keimen oder Bakterien. In ihrem Alltag achten die Betroffenen ständig darauf, dass sie nicht mit verseuchten oder unreinen Gegenständen in Berührung kommen. Eine sehr häufige Sorge ist dabei, dass sie durch den Kontakt mit diesen Gegenständen erkranken oder andere Menschen mit einer Krankheit infizieren. Dadurch ergeben sich permanente Putz- und Waschrituale, die die gefühlte Gefahr bannen sollen. Das wirkt kurzfristig entlastend, langfristig zeigt es aber keine Wirkung. Wie bei anderen Zwängen auch, haben auch Wasch- und Reinigungszwänge die Tendenz, dass sie sich immer mehr ausbreiten und im Verlauf zu immer komplizierteren Ritualen führen, die sich teilweise über mehrere Stunden hinziehen können. Dementsprechend ist der Verbrauch von Seifen, Desinfektionsmitteln, Handtüchern und vor allem Wasser enorm. Teilweise müssen sich auch Angehörige oder Partner den Ritualen anschließen, um eine potentielle Verunreinigung zu vermeiden. Dies kann wiederum zu Spannungen und Konflikten in Beziehungen bzw. im Familienleben führen.

Kontrollzwang

Personen mit einem übergroßen Kontrollbedürfnis leiden häufig unter einem Kontrollzwang. Die Angst vor einer möglichen Katastrophe, die durch das eigene Verhalten ausgelöst bzw. vermieden werden kann, veranlasst Betroffene dazu, übermäßig viel Zeit mit Kontrollieren zu verbringen. Häufig zeigen Betroffene ein übergroßes Sicherheitsbedürfnis: Sie kontrollieren in der Regel mehrfach, ob Türen und Fenster verschlossen, Haushaltsgeräte ausgeschaltet bzw. von der Steckdose getrennt sind und der Strom abgestellt ist. Auch im beruflichen Kontext können Kontrollzwänge durch ständiges, wiederholtes Kontrollieren enorm viel Zeit kosten. Meist geht damit ein übertriebenes Verantwortungsgefühl für mögliche Fehler und deren Konsequenzen einher. Oft zweifeln die Betroffenen so sehr an der eigenen Wahrnehmung, dass auch nahestehende Personen, z. B. Familienangehörige oder Partner, zu Hilfe gerufen werden, um ihnen Rückversicherung zu geben. Trotz alledem stellt sich in der Regel kein dauerhaftes Gefühl von Gewissheit und Erleichterung ein.

Ordnungszwang und Symmetriezwang

Bei einem Ordnungs- bzw. Symmetriezwang müssen Dinge stets in einer bestimmten Weise geordnet werden. Die Handlungszwänge bestehen aus Ordnungsritualen, die der Strukturierung des eigenen Lebens dienen. Häufig erfolgt die Ordnung nach strengen Mustern. Bei einem Symmetriezwang werden alltägliche Gegenstände wie Stifte, Schuhe, Kleidung, Besteck oder Zahnbürsten meist penibel und millimetergenau nach bestimmten Normen oder Regeln angeordnet. Häufig dauern diese Rituale mehrere Stunden und dürfen nicht unterbrochen oder gestört werden. Die Betroffenen befürchten, durch das Nichteinhalten der Ordnung bzw. Symmetrie ein Unglück auszulösen.

Wiederholungs- und Zählzwang

Wiederholungs- und Zählzwänge haben den Zweck, Katastrophen durch Wiederholungsrituale (z. B. bestimmte Verhaltensweisen) oder Zählen zu neutralisieren. Dabei besteht in der Regel kein logischer Zusammenhang zwischen der Befürchtung und der Handlung. Ähnlich wie beim Ordnungszwang muss das Zählen bzw. das Wiederholungsritual einem bestimmten Muster folgen, um das Unglück abzuwenden. Beide Zwänge haben meist keine äußeren Umstände als Auslöser.

Sammelzwang

Betroffene, die unter dieser Art der Zwangsstörung leiden, haben meist erhebliche Probleme damit, sich von materiellen Dingen zu trennen. Sie werfen oft nichts weg aus Sorge, dass etwas Wichtiges dabei sein könnte oder etwas, das sie irgendwann noch einmal gebrauchen könnten. Die Folge ist, dass sie in ihrer Wohnung extrem viel anhäufen (z. B. Haushaltsgeräte, Autoteile, Zeitungen), bei schweren Formen des Sammelzwangs sogar Müll. Meist täuscht der Sammelzwang ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle vor und geht mit einer übergroßen Angst vor dem Loslassen einher. Das zunehmende Horten von Gegenständen führt mit der Zeit zu einem enormen Platzmangel.

Behandlung

Zwänge können die Lebensqualität für Betroffene, aber auch ihre Angehörigen stark beeinträchtigen. Um Ihre wertvolle Lebensqualität und Lebenszeit wiederzugewinnen, setzen wir in der Therapie sowohl bei Ihren Gedanken als auch Ihrem Verhalten an.

Zunächst betrachten wir die Hintergründe Ihrer Zwangsstörung, um die Entstehung der Zwänge besser zu verstehen, und wir machen die Faktoren ausfindig, die die Zwänge aufrechterhalten. So wird zum Beispiel analysiert, wie häufig und in welchen Situationen die Zwangsgedanken und Zwangshandlungen auftreten und wodurch sie ausgelöst werden. Gemeinsam erarbeiten wir, warum die Zwänge so hartnäckig sind, obwohl Sie selbst Ihr Verhalten als übertrieben oder unsinnig empfinden.

Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung ist die sogenannte Exposition mit Reaktionsverhinderung. Dabei lernen Sie, sich den Situationen auszusetzen, in denen Ihre Zwänge normalerweise auftreten, ohne dass Sie Zwangshandlungen oder neutralisierende Gedanken einsetzen. Das Ziel der Exposition ist eine Gewöhnung an die Situation und die Einsicht, dass auch ohne das Vermeidungsverhalten die gefühlte Anspannung und Unruhe abnimmt und die befürchteten negativen Folgen in Wirklichkeit nicht eintreten. Durch gezielte Übungen unterstützen wir Sie dabei, Ihre Zwänge wieder zu verlernen und Ihr Leben ohne Zwänge neu zu gestalten.

Psychosomatische Beschwerden

Psychosomatische Störungen haben vielfältige Symptome und sind in leichter Form weit verbreitet. Charakteristisch für Patienten mit psychosomatischen Beschwerden ist das wiederholte Auftreten körperlicher Beschwerden, verbunden mit dem daraus resultierenden Wunsch nach medizinischer Abklärung. Trotz wiederholter negativer Testergebnisse und Versicherungen der Ärzte, dass die Symptome nicht ausreichend körperlich begründet werden können, beharren die Patienten auf einer körperlichen Ursache ihrer Beschwerden. Viele Betroffene haben daher bereits eine lange und komplizierte Leidensgeschichte hinter sich.

Selbst wenn Beginn und Fortdauer der Symptome in enger Beziehung zu unangenehmen Lebensereignissen, Schwierigkeiten und Konflikten stehen, sind die Betroffenen von einer körperlichen Ursache ihrer Beschwerden überzeugt und stellen die Möglichkeit einer psychischen Ursache in Frage. Ärzte werden mit schwer leidenden Patienten konfrontiert, denen sie nur bedingt helfen können.

Behandlung

Zunächst ist es für Betroffene wichtig zu verstehen, dass das Leiden bei psychosomatischen Störungen nicht eingebildet ist, sondern eine psychische Ursache hat. Bei der Therapie von psychosomatischen Beschwerden geht es daher auch darum, die psychisch-körperlichen Wechselwirkungen und die Signale des Körpers zu verdeutlichen. Im psychotherapeutischen Gespräch erkennen wir Ihre Belastungen und erarbeiten gemeinsam Lösungen, wie Sie diese reduzieren und besser verarbeiten können. In erster Linie geht es bei der Therapie nicht um die völlige Schmerzfreiheit, sondern um eine deutliche Reduzierung Ihres Schmerzerlebens und um einen besseren Umgang mit den Schmerzen. Es ist uns wichtig, dass Sie nicht nur eine kurzfristige Schmerzreduktion erreichen, sondern langfristige Kompetenzen im Umgang mit den Schmerzen und deren Auswirkungen erwerben. Mithilfe eines Schmerztagebuchs finden wir heraus, unter welchen Bedingungen der Schmerz besonders häufig auftritt und unter welchen Bedingungen Sie eventuell sogar eine Schmerzfreiheit erleben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass wir auch die für Sie angenehmen Aktivitäten herausarbeiten, die sich positiv auf Ihr Schmerzerleben auswirken. Des Weiteren vermitteln wir Ihnen Techniken, die die Entspannung fördern und das Schmerzerleben auch in intensiven Phasen positiv beeinflussen können. Indem wir Ihnen positives Denken („Ich kann das bewältigen!“) vermitteln und angenehme sowie ablenkende Aktivitäten herausarbeiten und aufbauen, können wir Ihre Lebensqualität schließlich allmählich steigern.

Schmerzstörungen

Etwa zwölf Prozent der über 18-Jährigen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen, Frauen häufiger als Männer. Von einem chronischen Schmerzerleben spricht man, wenn der Schmerz länger als sechs Monate anhält und hierdurch eine starke Beeinträchtigung entsteht. Die Chronifizierung von Schmerzen wird durch verschiedene Faktoren bedingt. Biologische Einflussfaktoren sind überwiegend an der Entstehung von chronischen Schmerzen beteiligt, wobei psychologische und soziale Faktoren zu deren Aufrechterhaltung beitragen. Diese Faktoren interagieren miteinander und tragen möglicherweise zur Chronifizierung bei.

Bei einer Schmerzstörung kommt es zu Symptomen auf der biologischen, kognitiven, emotionalen, sozialen und Verhaltensebene. Auf der biologischen Ebene spielen vor allem Verletzungen, Krankheiten, eine genetische Prädisposition für erhöhtes Schmerzempfinden sowie hormonelle Veränderungen eine Rolle.
Auf kognitiver Ebene treten beispielsweise folgende Symptome auf: eine ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Schmerz und seinen Folgen, katastrophisierende Gedanken zu den Schmerzfolgen, eine geringe Kontroll- und hohe Hilflosigkeitsüberzeugung.

Auf der emotionalen Ebene kommt es zu depressiven Verstimmungen, Ängsten und/oder einem Gefühl der Hoffnungs- und Hilflosigkeit.

Auf sozialer Ebene äußert sich eine Schmerzstörung durch ein familiäres Verhalten in Bezug auf den Schmerz, kann durch Arbeitsplatzbedingungen begünstigt und durch Faktoren im Gesundheitssystem sowie vergangene und gegenwärtige belastende Erfahrungen verstärkt werden.
Auf der Verhaltensebene schließlich zeigt sich die Schmerzstörung beispielsweise durch häufige Arztwechsel und -besuche, das Nutzen von verschiedenen Behandlungsmethoden ohne Erfolg, Medikamenteneinnahme und letztendlich Rückzugs- und Schonverhalten.

Behandlung

Zu Beginn der Therapie wird durch eine umfassende Diagnostik geklärt, welche verschiedenen körperlichen und psychischen Ursachen zu der Schmerzstörung geführt haben können und wie diese aufrechterhalten oder sogar noch gestärkt werden. Anschließend wählen wir aus den zahlreichen Behandlungsmöglichkeiten diejenigen aus, die in Ihrem Fall am vielversprechendsten sind.

Da bei einer Schmerzstörung das von Patienten häufig gewünschte Ziel der völligen Schmerzfreiheit in der Regel nicht zu erreichen ist, stehen im Fokus der Therapie eine Symptomlinderung, ein verbesserter Umgang mit den Schmerzen und eine verbesserte Lebensqualität trotz und mit dem Schmerz. Ein Ziel der Therapie ist es daher, die Fähigkeit zu erlangen, die Schmerzen zu akzeptieren, um auf Grundlage dieser Akzeptanz Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität zu entwickeln.

Folgende weitere Therapieziele werden angestrebt:

  • Individuelle Schmerzursachen erkennen und Auslöser finden
  • Kontrolle und Abbau der Hilflosigkeit in Schmerzsituationen
  • Abbau des Schon- / Vermeidungsverhaltens zur Förderung der Mobilität und des Aktionsradius
  • Aufbau von Vertrauen in den eigenen Körper und die eigene Leistungsfähigkeit
  • Verbesserung der Lebensqualität und Schmerzlinderung
  • Erhalt bzw. Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit
  • Körperliche Aktivierung

Seelische Beschwerden bei körperlichen Erkrankungen

Hierzu gehören beispielsweise Sorgen, emotionale Konflikte oder ängstliche Erwartungen, die zu einer Dauerbelastung führen, mit welcher die Betroffenen auf längere Sicht nicht umgehen können. Durch die psychischen Konflikte und Belastungen entwickeln sich wiederum körperliche Erkrankungen mit entsprechenden Symptomen. Die Betroffenen können meist keinen Zusammenhang zwischen der Krankheit und der psychischen Belastung herstellen, wodurch dieser meist lange unerkannt bleibt. Häufig erfahren die Betroffenen dadurch einen beträchtlichen Leidensdruck.

Diese körperlichen Erkrankungen, die unter anderem aufgrund psychischer Belastungen auftreten, werden auch Psychosomatosen genannt. Sie treten bei etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung auf. Folgende körperliche Erkrankungen können eine Psychosomatose darstellen: Asthma bronchiale, psychogene Darmstörungen (z. B. Morbus Crohn), Neurodermitis, Migräne, Bluthochdruck.

Behandlung

Der Einfluss psychischer Faktoren auf die Entstehung von Psychosomatosen legt den Schluss nahe, dass mithilfe einer psychotherapeutischen Behandlung eine Besserung erreicht werden kann. Psychotherapeutische Unterstützung kann stabilisieren, aber auch das Krankheitsverhalten positiv gestalten und so den gesamten Krankheitsverlauf günstig beeinflussen.

In manchen Fällen lässt sich allerdings allein mit Hilfe von Psychotherapie keine vollständige Heilung erreichen, da die körperlichen Manifestationen der seelischen Beschwerden auch medizinisch behandelt werden müssen. Die besten Erfolge werden daher in der Regel erreicht, wenn die ärztliche und psychotherapeutische Behandlung kombiniert werden. Beispielsweise kann juckender Hautausschlag, wie er etwa bei Neurodermitis auftritt, auf der einen Seite mit entzündungshemmenden Salben gelindert werden, auf der anderen Seite lässt sich mit Hilfe der Psychotherapie der Krankheitsverlauf langfristig positiv beeinflussen. Die Psychotherapie stellt dann eine gute Begleittherapie dar, da Stress eine ungünstige Wirkung auf den Krankheitsverlauf hat und Betroffene in einer Therapie lernen können, besser mit den körperlichen Symptomen umzugehen.

Bei allen Psychosomatosen bietet die Psychotherapie eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen medizinischen Therapie, bei einigen kann sie in Kombination mit der herkömmlichen Therapie sogar ein vollständiges Abklingen der Beschwerden bewirken.

Essstörungen

Essstörungen zählen in den westlichen Ländern zu den häufigsten somatischen Erkrankungen, die mit schwerwiegenden körperlichen Folgen einhergehen. Unter dem Begriff Essstörungen werden verschiedene Krankheitsbilder gefasst. Die bekanntesten Formen sind Magersucht (Anorexia nervosa) und Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa). In Deutschland leiden etwa 0,5 bis ein Prozent der Bevölkerung an einer Magersucht, an einer Ess-Brech-Sucht zwei bis vier Prozent. Mädchen und Frauen entwickeln häufiger eine Essstörung als Jungen und Männer. Weitere Essstörungen sind die Binge-Eating-Disorder (Essanfälle ohne gewichtsregulierende Gegensteuerung) sowie die Adipositas (Fettsucht) im Zusammenhang mit anderen psychischen Störungen. All diese Störungen haben gemein, dass das existenziell notwendige Bedürfnis der Nahrungsaufnahme zu einem schwerwiegenden Problem geworden ist. Dies führt wiederum zu starken Einschränkungen im somatischen, psychischen und sozialen Bereich. Die Essproblematik dominiert den Tagesablauf. Eine Essstörung wird häufig bereits im Jugendalter oder im jungen Erwachsenenalter entwickelt, jedoch kann sie auch in späteren Altersbereichen erstmals auftreten.

Ein einheitliches Erklärungsmodell für die Entstehung einer Essstörung gibt es nicht. Es sind mittlerweile einige die Störung begünstigende Faktoren bekannt, die bereits vor dem Auftreten bestanden haben und nach Krankheitsbeginn zur Aufrechterhaltung beitragen. Als ein möglicher Einflussfaktor gilt das weit verbreitete Schlankheitsideal. Darüber hinaus haben Betroffene ein geringes Selbstwertgefühl und eine verzerrte Selbstwahrnehmung. Ein weiterer Faktor ist die individuelle Lernerfahrung im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme. Essen, um sich zu belohnen, zu entspannen, negative Gefühle oder eine innere Leere zu kompensieren, kann zu einem Verlernen des körperlichen Hungergefühls führen.

Auch negative Denkstile haben einen Einfluss auf die Körperwahrnehmung. Häufige Denkfehler sind beispielsweise: „Ich bin nur etwas wert, wenn ich dünn bin“, “Esse ich einmal zu viel und kontrolliere mich nicht, kann ich mich nie wieder kontrollieren“. Auch das soziale Umfeld hat einen Einfluss auf die Bewältigung von negativen Erfahrungen. Sind die zwischenmenschlichen Beziehungen instabil und von Unsicherheit geprägt, kann eine Kontrolle des Essverhaltens einen Versuch darstellen, etwas zu kompensieren und zu verarbeiten. Auslösende Faktoren einer Essstörung können auch kritische Lebensereignisse sein, wie zum Beispiel die Trennung vom Partner, Verluste, neue Leistungsanforderungen und körperliche Krankheiten.

Formen von Essstörungen

Anorexia Nervosa

Eine Anorexia Nervosa zeichnet sich dadurch aus, dass der BMI (Body-Mass-Index: Körpergewicht/ Körpergröße2) unter 17,5 liegt und der Gewichtsverlust nicht durch andere körperliche Ursachen zustande kommt. Aus Angst vor einem dicken Körper sowie einer schlaffen Körperform legen die Betroffenen daher eine sehr niedrige Gewichtsschwelle für sich selbst fest. Der selbst herbeigeführte Gewichtsverlust wird durch eine starke Einschränkung der Nahrungsaufnahme, übertriebene körperliche Aktivität, Missbrauch von Appetitzüglern oder Laxantien, aber auch durch selbstinduziertes Erbrechen erreicht. Betroffene haben in der Regel kein realitätsentsprechendes Körperbild.

Bulimia Nervosa

Für die Bulimia Nervosa sind wiederkehrende Essattacken, einhergehend mit einem Gefühl des Kontrollverlustes, kennzeichnend. Die Essattacken umfassen eine begrenzte Zeitspanne (z.B. innerhalb von zwei Stunden). Während der Essattacken werden übermäßige Mengen an Nahrungsmitteln verspeist, welche von den Personen in dem gleichen Zeitraum und unter vergleichbaren Umständen nicht gegessen werden könnten. Es kommt zu Versuchen der Gewichtsregulation durch selbstinduziertes Erbrechen, Laxantienmissbrauch, Appetitzüglereinnahme oder zeitweilige Hungerperioden. Die Essattacken mit kompensatorischen Verhaltensweisen treten über drei Monate mindestens zwei Mal pro Woche auf.

Binge-Eating-Störung

Bei einer Binge-Eating-Störung kommt es zu Essattacken wie bei einer Bulimia nervosa, jedoch ohne kompensatorische Handlungen. Diese Essanfälle treten über einen Zeitraum von ca. sechs Monaten an mindestens zwei Tagen pro Woche auf. Während der Essanfälle wird die Nahrung sehr schnell zu sich genommen, wobei kein körperliches Hungergefühl besteht und es hierdurch zu Scham bezüglich der Menge des Gegessenen kommt. Auf die Essattacke folgen Gefühle des Selbstekels, eine negative Stimmung und starke Schuldgefühle.

Adipositas

Adipositas bezeichnet starkes Übergewicht durch übermäßige Vermehrung von Körperfett. Adipositas entsteht, wenn über einen längeren Zeitraum mit der Nahrung mehr Energie aufgenommen wird als der Körper verarbeiten kann. Wenn Überernährung und Bewegungsmangel zusammenkommen, wird das Körpergewicht dann ungünstig in die Höhe getrieben. Die Tatsache, dass heutzutage immer mehr der Genuss und weniger das Hungergefühl beim Essen im Vordergrund steht, kann eine Überernährung begünstigen. Neben genetischer Veranlagung, können auch psychische Faktoren bedeutsam sein. So kann übermäßiger Verzehr von Nahrungsmitteln der Stressbewältigung bzw. Stimmungsaufhellung dienen und Züge einer Sucht annehmen.

Behandlung

In der Therapie werden wir gemeinsam mit Ihnen den Kreislauf Ihres verzerrten Körperbildes und Gewichtsideals, Ihr stark kontrolliertes Essverhaltens sowie negative Konfliktbewältigungsstrategien durchbrechen.

Wir beschäftigen uns daher unter anderem mit:

  • Der Normalisierung des Essverhaltens (Häufigkeit, Menge, Zusammensetzung und Dauer der Mahlzeiten) und je nach Störung der Reduktion von Essanfällen, Erbrechen und anderen Maßnahmen
  • Der Wiederherstellung eines normalen Körpergewichts (sofern es nicht schon vorhanden ist)
  • Der Verringerung der Angst vor unkontrollierter Gewichtszunahme
  • Der Identifizierung von Gründen und Funktionen des gestörten Essverhaltens
  • Dem Hinterfragen und der Änderung negativer Einstellungen zum Körper und Gewicht
  • Dem Aufzeigen und Einüben neuer Denk- und Verarbeitungsmechanismen

Aufbauend auf einer eingehenden Diagnostik wird von uns ein individueller Behandlungsplan für Sie erstellt. Je nach Störung kommen bei der Behandlung verschiedene Methoden sowie Strategien zur Verbesserung ihres Körper- sowie Selbstwertgefühls im Umgang mit belastenden Situationen bzw. Emotionen zum Einsatz. Wir helfen Ihnen die erarbeiteten Veränderungen in Einstellungen und Verhalten in ihrem Alltag umzusetzen und begleiten sie über einen längeren Zeitraum, sodass Sie ausreichend Gelegenheit haben diese zu festigen. Unser Ziel ist es, Sie wieder an ein normales Essverhalten heranzuführen, damit Sie ein stabiles Selbstwertgefühl entwickeln können und Essen für Sie (wieder) zu einem unbeschwerten und freudvollen Erlebnis wird.

Abhängigkeitserkrankungen

In Deutschland missbrauchen circa 3,4 Millionen Menschen Alkohol. Eine Abhängigkeit von Tabak besteht bei ca.17,4 Millionen Deutschen. Darüber hinaus sind ca. 1,9 Millionen Deutsche von psychotropen Medikamenten abhängig. Angefangen bei Cannabis über Heroin bis hin zu anderen psychotropen Substanzen besteht bei ca. 0,18 Millionen Deutschen eine Abhängigkeit. Die Einschränkungen der Lebensqualität durch eine Abhängigkeit beziehen sich auf alle Lebensbereiche. Es kommt zu gesundheitlichen, psychischen und sozialen Einschränkungen. Das Symptombild variiert je nach konsumierten psychoaktiven Substanzen. Als Gemeinsamkeit aller Substanzen lässt sich jedoch eine psychische und zum Teil auch körperliche Abhängigkeit finden. Von einer Substanzabhängigkeit wird gesprochen, wenn das Verhalten der Person nur noch auf den Konsum der psychoaktiven Substanzen ausgerichtet ist, trotz damit verbundener negativer Auswirkungen auf andere Lebensbereiche. Es besteht eine Toleranzentwicklung, wobei immer mehr von der psychoaktiven Substanz konsumiert werden muss, um den gleichen Effekt zu erzielen. Bei Nichtkonsum treten körperliche und psychische Entzugserscheinungen auf, welchen durch weiteren Substanzkonsum entgegengewirkt wird.
Es besteht ein fließender Übergang zwischen einem unproblematischen Gebrauch, einem schädlichen Gebrauch und einer Abhängigkeit. Die Beurteilung des Gebrauchs wird stark von sozialen Normen beeinflusst und ist so nicht nur durch körperliche und psychologische Aspekte bestimmt. Die Entwicklung eines Missbrauchsverhaltens wird durch die positiv erlebten Effekte der Droge auf emotionaler und sozialer Ebene bedingt. Durch den Gebrauch werden für die Person positive Emotionen ausgelöst, (z.B. Rauscherleben, Entspannung, Bewusstseinsveränderung, Glücksgefühle), wodurch negative Emotionen wegfallen. Auf sozialer Ebene werden negative Auswirkungen von bspw. Problemen am Arbeitsplatz oder in der Familie durch die Effekte der Substanz vermieden. Der wiederholte, kontinuierliche Gebrauch führt zu einer körperlichen Abhängigkeit, da Stoffwechselprozesse im Körper aus der Balance geraten und nur durch die Substanz reguliert werden können. Der Körper hat sich an die Substanz als festen Bestandteil angepasst. Die hierdurch entstehenden körperlichen Entzugserscheinungen bei ausbleibendem Konsum motiviert zusätzlich zu weiterem Konsum. Auch auf psychischer Ebene kommt es zu Entzugserscheinungen, da emotionale und soziale Ansprüche nicht mehr ohne die Droge bewältigt werden können. Dies bewirkt eine Verhaltensänderung der Person, die immer mehr auf das Erlangen und auf den Gebrauch der Substanz fixiert ist. Andere Lebensbereiche werden immer mehr in den Hintergrund gedrängt und es kommt in körperlicher, psychischer und sozialer Hinsicht zu Einschränkungen.

Behandlung

Eine Psychotherapie kann bei der Bewältigung einer Sucht eine große Unterstützung darstellen, sofern der Betroffene beabsichtigt und motiviert ist, die Sucht hinter sich zu lassen.

In der Therapie analysieren wir, welche Umstände Sie in die Sucht geführt haben und entwickeln gemeinsam alternative Lösungsmöglichkeiten für den Umgang mit etwaigen Konfliktsituationen, damit Sie Ihren Alltag ohne das Suchtmittel bewältigen können und keinen Rückfall riskieren. Bei der Behandlung steht daher im Vordergrund das erlernte Verhalten gegenüber der psychoaktiven Substanz grundlegend und nachhaltig zu verändern.

Ziele der Therapie sind folgende:

  • Förderung der Veränderungsmotivation
  • Modifikation von Verhaltensabläufen, die zu einem Rückfall führen könnten
  • Behandlung körperlicher, emotionale und sozialer Beeinträchtigungen
  • Neustrukturierung des Alltags