Psychosomatische Störungen haben vielfältige Symptome und sind in leichter Form weit verbreitet. Charakteristisch für Patienten mit psychosomatischen Beschwerden ist das wiederholte Auftreten körperlicher Beschwerden verbunden mit dem daraus resultierenden Wunsch medizinischer Abklärung. Trotz wiederholter negativer Ergebnisse und Versicherungen der Ärzte, dass die Symptome nicht ausreichend körperlich begründet werden können, halten die Patienten diese Überzeugung aufrecht. Viele Patienten haben daher bereits eine lange und komplizierte Leidensgeschichte hinter sich.
Selbst wenn Beginn und Fortdauer der Symptome in enger Beziehung zu unangenehmen Lebensereignissen, Schwierigkeiten und Konflikten stehen, sind die Patienten von einer körperlichen Ursache ihrer Beschwerden überzeugt und stellen die Möglichkeit einer psychischen Ursache in Frage. Ärzte werden mit schwer leidenden Patienten konfrontiert, denen sie nur bedingt helfen können.
Zunächst einmal ist es für Betroffene wichtig zu verstehen, dass das Leiden bei psychosomatischen Störungen nicht eingebildet ist, sondern eine psychische Ursache hat. Bei der Therapie von psychosomatischen Beschwerden geht es daher auch um die Verdeutlichung psychisch-körperlicher Wechselwirkungen und das Verständnis der Signale des Körpers. Im psychotherapeutischen Gespräch werden wir Ihre Belastungen erkennen und gemeinsam Lösungen erarbeiten wie Sie diese reduzieren und besser verarbeiten können. In erster Linie geht es bei der Therapie nicht um die völlige Schmerzfreiheit, sondern um eine deutliche Reduzierung Ihres Schmerzerlebens sowie ein besserer Umgang mit den Schmerzen. Es ist uns wichtig, dass wir nicht nur eine kurzfristige Schmerzreduktion erreichen, sondern Sie langfristige Kompetenzen im Umgang mit den Schmerzen und deren Auswirkungen erwerben. Mithilfe eines Schmerztagebuchs werden wir herausfinden, unter welchen Bedingungen der Schmerz besonders häufig auftritt und unter welchen Bedingungen Sie eventuell sogar eine Schmerzfreiheit erleben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass wir auch die für Sie angenehmen Aktivitäten herausarbeiten, die sich positiv auf Ihr Schmerzerleben auswirken. Des Weiteren werden wir Ihnen Techniken vermitteln, die die Entspannung fördern und das Schmerzerleben auch in Phasen intensiven Schmerzerlebens positiv beeinflussen können. Indem wir Ihnen positives Denken („Ich kann das bewältigen.“) vermitteln und angenehme sowie ablenkende Aktivitäten herausarbeiten und aufbauen, werden wir Ihre Lebensqualität schließlich allmählich steigern.
Etwa zwölf Prozent der Menschen in Deutschland, der über 18-jährigen, leiden unter chronischen Schmerzen. Hierbei leiden Frauen häufiger unter chronischen Schmerzen als Männer. Von einem chronischen Schmerzerleben spricht man, wenn der Schmerz länger als sechs Monate anhält und hierdurch eine starke Beeinträchtigung entsteht. Das Schmerzerleben führt zu Veränderungen auf der kognitiven, emotionalen sowie Verhaltensebene. Die Chronifizierung von Schmerzen wird durch multiple Faktoren bedingt. Biologische Einflussfaktoren sind überwiegend an der Entstehung von chronischen Schmerzen beteiligt, wobei psychologische und soziale Faktoren zu deren Aufrechterhaltung beitragen. Diese Faktoren interagieren miteinander und tragen möglicherweise zur Chronifizierung bei.
Bei einer Schmerzstörung kommt es zu Symptomen auf der biologischen, kognitiven, emotionalen, sozialen und Verhaltensebene.
Auf der biologischen Ebene spielen vor allem Verletzungen, Krankheiten, eine genetische Prädisposition zu erhöhtem Schmerzempfinden sowie hormonelle Veränderungen eine Rolle.
Auf kognitiver Ebene treten beispielsweise eine ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Schmerz und seinen Folgen, katastrophisierende Gedanken zu den Schmerzfolgen und eine geringe Kontroll- und hohe Hilflosigkeitsüberzeugung auf.
Auf der emotionalen Ebene kommt es zu depressiven Verstimmungen, Ängsten und/oder einem Gefühl der Hoffnungs- und Hilflosigkeit.
Auf sozialer Ebene äußert sich eine Schmerzstörung durch ein familiäres Verhalten in Bezug auf den Schmerz, kann durch Arbeitsplatzbedingungen begünstigt und durch Faktoren im Gesundheitssystem sowie vergangene und gegenwärtige belastende Erfahrungen verstärkt werden.
Auf der Verhaltensebene äußert sich die Schmerzstörung beispielsweise durch häufige Arztwechsel und -besuche, das Nutzen von verschiedenen Behandlungsmethoden ohne Erfolg, Medikamenteneinnahme und letztendlich Rückzugs- und Schonverhalten.
Zu Beginn der Therapie wird durch eine umfassende Diagnostik geklärt, welche verschiedenen körperlichen und psychischen Ursachen zu der Schmerzstörung geführt haben können und wie diese aufrechterhalten oder sogar noch gestärkt werden. Anschließend werden wir aus den zahlreichen Behandlungsmöglichkeiten diejenigen aussuchen, die in Ihrem Fall am vielversprechendsten sind.
Da bei einer Schmerzstörung das von Patienten häufig gewünschte Ziel der völligen Schmerzfreiheit in der Regel nicht zu erreichen ist, steht im Fokus der Therapie eine gewisse Symptomlinderung, ein verbesserter Umgang mit den Schmerzen und eine verbesserte Lebensqualität trotz und mit dem Schmerz. Ein Ziel der Therapie ist es daher, die Fähigkeit zu erlangen, die Schmerzen zu akzeptieren, um auf Grundlage dieser Akzeptanz, Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität zu entwickeln.
Folgende weitere Therapieziele werden angestrebt:
Hierzu gehören beispielsweise Sorgen, emotionale Konflikte oder ängstliche Erwartungen, die zu einer Dauerbelastung führen, mit welcher der Betroffene auf längere Sicht nicht umgehen kann. Durch die psychischen Konflikte und Belastungen entwickeln sich wiederum körperliche Erkrankungen mit ihren entsprechenden Symptomen. Der Betroffene kann meist keinen Zusammenhang zwischen der Krankheit und der psychischen Belastung herstellen, wodurch dieser meist für lange Zeit unerkannt bleibt. Häufig erfahren die Betroffenen dadurch einen beachtlichen Leidensdruck.
Diese körperlichen Erkrankungen, die unter anderem aufgrund psychischer Belastungen auftreten, werden auch Psychosomatosen genannt. Sie treten bei etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung auf. Folgende körperliche Erkrankungen können eine Psychosomatose darstellen: Asthma bronchiale, psychogene Darmstörungen (z.B. Morbus Chron), Neurodermitis, Migräne, Hypertonie (Bluthochdruck).
In Anbetracht des Einflusses psychischer Faktoren auf die Entstehung von Psychosomatosen liegt der Schluss nahe, dass mithilfe einer psychotherapeutischen Behandlung eine Besserung erreicht werden kann. Psychotherapeutische Unterstützung kann stabilisieren, aber auch das Krankheitsverhalten positiv gestalten und so den gesamten Krankheitsverlauf günstig beeinflussen.
In manchen Fällen lässt sich allerdings allein mit Hilfe von Psychotherapie keine vollständige Heilung erreichen, da die körperlichen Manifestationen der seelischen Beschwerden auch medizinisch behandelt werden müssen. Die besten Erfolge können daher in der Regel erreicht werden, wenn eine ärztliche und psychotherapeutische Behandlung kombiniert werden. Beispielsweise kann juckender Hautausschlag, wie er etwa bei Neurodermitis auftritt, auf der einen Seite mit entzündungshemmenden Salben gelindert werden, auf der anderen Seite lässt sich mit Hilfe der Psychotherapie der langfristige Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Die Psychotherapie stellt dann eine gute Begleittherapie dar, da Stress eine ungünstige Wirkung auf den Krankheitsverlauf hat und Betroffene in einer Therapie lernen können besser mit den körperlichen Symptomen umzugehen.
Bei allen Psychosomatosen bietet die Psychotherapie eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen medizinischen Therapie, bei einigen kann sie in Kombination mit der herkömmlichen Therapie sogar ein vollständiges Abklingen der Beschwerden bewirken.