Ängste & Zwänge

In der Linden Tagesklinik behandeln wir das gesamte Spektrum von Angst- und Zwangserkrankungen. Da verschiedene Formen dieser Störungsbilder existieren, haben wir deren Hauptmerkmale sowie zugehörige Behandlungsansätze nachfolgend für Sie skizziert.

Angsstörungen

Bestimmt hatten Sie schon einmal in Ihrem Leben Angst. Angst ist eine überlebenswichtige Emotion, die uns dabei hilft, bei Gefahr schnell zu reagieren und uns selbst zu schützen. Jedoch kann es passieren, dass Angst zu einem ständigen Begleiter im Alltag wird. Dann ist man dauernd angespannt und nervös, vermeidet bestimmte Situationen, Personen oder Orte und wittert überall Gefahr, auch wenn gar keine reale Gefahr besteht. Es ist also möglich, dass das Gefühl der Angst seinen schützenden Alarmcharakter verliert und stattdessen zu einer starken Grundanspannung und einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit führt.

Es gibt viele verschiedene Angststörungen. Allen ist gemeinsam, dass Betroffene aufgrund der großen Angst und den damit einhergehenden unangenehmen körperlichen Symptomen (z.B. Herzrasen, Schwitzen, Schwindel, Muskelanspannug) die gefürchteten Situationen vermeiden. Wenn eine Vermeidung nicht möglich ist, werden meist bestimmte Sicherheitsverhaltensweisen (z.B. Wasserflasche/Medikamente in der Handtasche, nie alleine sein) genutzt, um die Situation irgendwie durchzustehen und ein Stückchen Kontrolle zurückzugewinnen.

Bei Phobien haben Betroffene große Angst vor bestimmten Objekten (z. B. Blut, Tiere) oder konkreten, umgrenzten Situationen (z.B. Höhe, vor einer Gruppe zu sprechen). Daneben kann es passieren, dass sich eine Angstreaktion in eine massive Panik steigert, bei welcher man sogar Angst bekommt, zu sterben. Treten solche Panikattacken wiederholt und ohne erkennbaren Auslöser auf, spricht man von einer Panikstörung. Weiterhin kann sich die Angst auch auf Situationen beziehen, in denen Flucht schwer möglich ist oder im Notfall keine schnelle Hilfe zu erwarten ist (z.B. Konzerte, öffentliche Verkehrsmittel, große Menschenmengen). Dies wird als Agoraphobie bezeichnet. Zuletzt gibt es Menschen, welche sich über alles und jeden ständig Sorgen machen und durch diese umfassende Besorgnis daran gehindert werden, ein glückliches und ausgelassenes Leben zu führen. Dann spricht man von einer generalisierten Angststörung.

Patientenbeispiel für eine Panikattacke

Herr X. treibt sehr gerne Sport. Insbesondere das Joggen macht ihm viel Spaß, da er sich hier bei Sprints richtig gut auspowern kann. Eines Abends kommt Herr X. nach einem anstrengenden Tag erst spät von der Arbeit nach Hause. Eigentlich ist er müde und hungrig und hat keine große Lust mehr auf einen Lauf, aber er möchte seinen inneren Schweinehund besiegen. Daher macht er sich noch schnell einen großen schwarzen Kaffee und rennt los. Nach erst zwei Kilometern merkt er bereits, dass seine Beine schwer werden und ihn seine Kräfte verlassen. Das frustriert ihn, denn eigentlich trainiert er für einen Halbmarathon. Der Ärger treibt ihn an, noch schneller zu laufen. Erst als Herr X. merkt, dass sein Herz ganz stark pocht und ihm schwindelig wird, hält er für eine Verschnaufpause an. Jedoch beruhigt sich sein Herzschlag nicht, was Herrn X. Angst macht: Hat er sich überanstrengt? Hätte er keinen Kaffee vor dem Lauf trinken sollen? War das zu viel für seinen Kreislauf? Plötzlich fällt Herrn X. auf, dass es schon dunkel geworden ist und er sich an einer verlassenen Stelle im Wald befindet, an der kein anderer Mensch weit und breit zu sehen ist. Jetzt fängt sein Herz erst richtig an zu rasen, denn er ist ganz allein und hat auch sein Handy zuhause gelassen. Er erinnert sich außerdem daran, dass seine Tante an einem Herzinfarkt gestorben ist. Was, wenn ihm jetzt das Gleiche passiert? Sein Herz rast, ihm wird schwindelig, er schwitzt und fühlt sich ganz benommen. Seine Brust schnürt sich zu, sodass er nur noch nach Luft schnappen kann, und seine Muskeln verkrampfen sich. Herr X. kann nur noch daran denken, dass er vielleicht gerade einen Herzinfarkt erleidet. Erst als nach einer gefühlten Ewigkeit ein Hundebesitzer Herrn X. auffindet und den Notarzt ruft, beruhigt er sich. Obwohl Herrn X. im Krankenhaus versichert wird, dass er körperlich vollkommen gesund ist, geht er daraufhin nicht mehr joggen. Die Angst, wieder eine solche Situation zu erleben, ist einfach zu groß.

Behandlung von Angststörungen

In der Linden Tagesklinik legen wir bei der Behandlung von Angststörungen großen Wert darauf, dass Sie verstehen, wie die Angst entstanden ist. Dies realisieren wir, indem wir mit Ihnen ein individuelles Erklärungsmodell erarbeiten und Faktoren aufdecken, welche zur Aufrechterhaltung der Angst beitragen. Da hierbei meist das Vermeidungsverhalten eine wesentliche Rolle spielt, besteht ein wesentlicher Baustein der Therapie darin, dieses abzubauen. Indem wir mit Ihnen nach ausführlicher Planung und Stabilisierung angstbesetzte Situationen bewusst aufsuchen und Sie mit Ihren Ängsten konfrontieren, können Sie Stück für Stück ein Gefühl der Sicherheit und Kontrolle zurück gewinnen. Dies wirkt wiederum den negativen Gefühlen der Angst, Hilflosigkeit und Unsicherheit entgegen. Ebenso können Sie einen angemessenen Umgang mit Ihren Gefühlen und Bedürfnissen erlernen. Weiterhin berücksichtigen wir, ob bestimmte ungünstige Gedanken die Angst verstärken. So haben viele Betroffene einen sehr starken inneren Kritiker, der ständig schimpft („Du machst alles falsch“) und nie zufrieden ist („Es muss alles perfekt sein“). In diesem Fall wollen wir mit Ihnen alternative, hilfreiche Gedanken („Ich kann das schaffen!“) erarbeiten, um Ihnen Mut zu geben. Langfristig können Sie so Ihre Bewegungsfreiheit wiederherstellen und frei von unangemessener Angst wieder Ihren Alltag bestreiten.

Zwänge

Plagen Sie immer wiederkehrende, sich aufdrängende, beängstigende Gedanken? Verleiten Sie diese Gedanken zu bestimmten Verhaltensweisen, beispielsweise dass Sie sich ständig die Hände waschen, alles zählen, Türschlösser mehrfach kontrollieren oder alles nach einem bestimmten System ordnen müssen? Sie sind sich durchaus bewusst, dass diese Gedanken und Verhaltensweisen übertrieben sind, können jedoch selbst nichts dagegen unternehmen?

Diese Beschreibung stellt grob das Symptombild einer Zwangserkrankung dar. Meist gehen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen miteinander einher. Zwänge führen oft zu massiven Einschränkungen im Alltag der Betroffenen und zu intensiven Gefühlen von Hilflosigkeit und Verzweiflung. Es kann sogar passieren, dass sich infolge der Zwänge eine Depression entwickelt. Es gibt viele verschiedene Formen von Zwangserkrankungen. Weit verbreitet ist der Wasch- und Reinigungszwang, weswegen wir nachfolgend für diese Zwangserkrankung die wesentlichen Merkmale darstellen und anhand eines Patientenbeispiels illustrieren. Weitere Formen von Zwangserkrankungen sind Kontroll-, Ordnungs-, Zähl- und Sammelzwänge. Diese behandeln wir in der Linden Tagesklinik natürlich auch.

Waschzwang und Reinigungszwang

Menschen mit einem Wasch- oder Reinigungszwang empfinden intensiven Ekel und Angst vor Schmutz, Bakterien und Verunreinigung. Oft besteht eine wesentliche Sorge darin, sich oder andere Personen mit einer Krankheit oder Keimen zu infizieren. Entsprechend werden mögliche verseuchte oder unreine Gegenstände entweder vermieden oder es werden bestimmte Waschrituale durchgeführt. Diese Rituale können sich verselbstständigen und mit der Zeit immer komplizierter, umfassender und zeitaufwändiger werden.

Patientenbeispiel für eine Zwangsstörung

Es ist Februar und somit Grippesaison. Für Herr M. ist diese Jahreszeit der Horror, denn er hat große Angst, sich mit einem Grippevirus anzustecken. Bestimmte Situationen, wie die morgendliche Busfahrt zur Arbeit oder die Toilettenräume auf der Arbeit, lösen in ihm großen Ekel aus. Überall wittert er eine Ansteckungsgefahr, denn viele Menschen um ihn herum niesen oder haben eine verschnupfte Nase. Die Busfahrt zur Arbeit beispielsweise erträgt er nur, indem er sich danach dreimal hintereinander die Hände desinfiziert und im Bus penibel darauf achtet, mit keiner Stelle seiner bloßen Haut in Berührung mit irgendwelchen Oberflächen zu kommen. Ein ähnliches Ritual hat Herr M. auch für den Toilettengang auf der Arbeit entwickelt: Hier muss er sich dreimal hintereinander die Hände mit Seife waschen und anschließend noch mindestens einmal die Hände desinfizieren. Selbst dann schießt ihm noch oft der Gedanke durch den Kopf: „Vielleicht sind immer noch Keime auf Deiner Hand! Desinfiziere Deine Hand lieber noch einmal!“ Herr M. hat auch schon einmal auf der Arbeit einen Mundschutz getragen, wurde daraufhin aber von seinen Kollegen ausgelacht und von seinem Chef abgemahnt. Dafür hat sich Herr M. sehr geschämt. Gleichzeitig fühlt er sich hilflos, weil er nicht weiß, was er gegen seine Angst und die sich aufdrängenden Gedanken tun soll. Auch seine Freundin versteht ihn nicht, denn sie würde gerne ab und zu nach Feierabend noch etwas mit ihm unternehmen. Der Ekel und die Angst vor Bakterien sind bei Herrn M. aber so stark, dass er sich manchmal gar nicht mehr aus dem Haus traut. Deswegen haben die beiden sich schon oft gestritten.

Behandlung von Zwangsstörungen

Zwänge können zu massiven Einschränkungen im privaten und beruflichen Umfeld führen. Um Ihre wertvolle Lebensqualität und Lebenszeit wiederzugewinnen, setzen wir in der Linden Tagesklinik in der Therapie sowohl an Ihren Gedanken als auch an Ihrem Verhalten an. Die Grundlage hierfür schaffen wir, indem wir mit Ihnen ein Modell für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Zwangsgedanken und -handlungen erstellen. Sie sollen verstehen, woher die Zwänge kommen und warum sich immer wieder hartnäckige, unkontrollierbare Gedanken aufdrängen. Oft hat dies etwas mit einem ausgeprägten inneren Kritiker zu tun, der ständig schimpft („Du machst alles falsch“) und nie zufrieden ist („Es muss alles perfekt sein“). Solche kritischen Gedanken verursachen sehr unangenehme, negative Gefühle (z.B. Angst, Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit), die wiederum Vermeidungsverhalten begünstigen. In diesem Fall wollen wir mit Ihnen alternative, hilfreiche Gedanken („Ich kann das schaffen!“) erarbeiten, um Ihnen Mut zu geben. Dies ist vor allem für die sich anschließende Expositionsbehandlung hilfreich. Bei der Exposition unterstützen wir Sie dabei, dass Sie sich beängstigenden Situationen aussetzen und merken, dass Sie diese aushalten können und die befürchteten katastrophalen Szenarien (z.B. die Ansteckung mit einer Krankheit) nicht eintreten werden. Mithilfe solcher Erfolgserlebnisse können Sie Stück für Stück Vermeidungsverhalten abbauen und ihr Leben ohne Zwänge neu gestalten.